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Besuch im Wendelstein-Observatorium

25.04.2023

Die Geschwister Barbara und Rainer Kühn sind auf dem Wendelstein aufgewachsen. Nun haben sie den Ort ihrer Kindheit wieder besucht.

Die Geschwister Barbara und Rainer Kühn sind auf dem Wendelstein geboren und aufgewachsen. Ihr Vater, der Astronom Rudolf Kühn, war in der 1950er Jahren astronomischer Beobachter im damaligen Observatorium auf dem Wendelstein-Ostgipfel. Die Familie wohnte in einem einfachen Haus direkt neben dem Observatorium. Um ihrer beider 70. Geburtstage nachzufeiern, haben Barbara und Rainer Kühn mit ihren Familien den Wendelstein und das heutige Observatorium besucht.

Frau Kühn, wie erinnern Sie sich an Ihre Kindheit auf dem Wendelstein?
Barbara Kühn: Die Antwort darauf ist gar nicht so einfach, denn es mischt sich natürlich unter die eigenen Erinnerungen auch viel, was später erzählt wurde. Ich war schließlich noch keine vier Jahre alt, als wir nach Trudering bei München zogen. Eine wichtige Erinnerung ist ein Moment, als die ganze Familie, alle fünf, an der Oberkante der Wolken standen und wir unsere langen Schatten auf den Wolken sehen konnten mit Regenbogenlicht um uns. Bei schlechtem Wetter fanden unsere Spaziergänge nur auf dem Balkon statt. Unser Essen kam jede Woche in einem Paket, gepackt in einem Geschäft in Brannenburg, dann mit der Zahnradbahn und schließlich mit einem Lastenseilzug zu uns. Das Telefonieren war beeindruckend: mit einem Feldtelefon. Gewitter waren sehr besonders, weil eigentlich gefühlt alle Blitze in unseren etwa 5m hohen Blitzableiter einschlugen, dann kamen auch mal Flammen durch die Steckdosen, vorher hat es geknistert und einzelne Haare stellten sich auf. Bei Sturm war die Verspannung unseres Hauses wie die Saiten eines überdimensionalen Musikinstruments und es wurde oft so laut, dass man sich anschreien musste. Wir hatten keinen Kinderwagen, nur eine große Holzkiste in der wir alle drei vor Wind geschützt sein konnten, wenn gerade niemand auf uns aufpassen konnte, denn so ganz alleine rumlaufen wäre zu gefährlich gewesen. Auf dem Herd stand im Winterhalbjahr immer eine große Wanne, in der Schnee geschmolzen wurde, Trinkwasser musste man an der gefassten Quelle holen.

Das Wendelstein-Observatorium mit dem Haus der Familie Kühn in der 1950er Jahren.

© Barbara Kühn

Barbara Kühn als Kind auf dem verschneiten Wendelstein.

© Barbara Kühn

Was hat Sie und Ihren Bruder veranlasst, Ihre Geburtstage im Rahmen eines Besuchs am Observatorium nachzufeiern?
Barbara Kühn: Im Gespräch mit meinem Bruder kamen wir drauf, dass wir auch nach so langer Zeit noch stolz sind auf unseren Geburtsort - auch wenn wir nicht so viel dazu beigetragen hatten. Dann die Tatsache, dass sich heutige junge Leute kaum ein Bild davon machen können, wie man so leben konnte. Eine Idee steht im Raum und dann kommen immer mehr dazu... dann auch das positive Echo auf unsere Idee.

Wie war es, diesen Ort nach so langer Zeit wieder aufzusuchen?
Barbara Kühn: Es war zwar nicht das erste Mal seit damals, aber das erste Mal mit so viel Familie. Leider hat ja das Wetter nicht so optimal mitgespielt, so dass wir den Weg zum Ostgipfel, unserem Geburtsort, nicht gehen konnten. So wurden wir alle mit dem Lift im Berg ins Observatorium hochgefahren und hatten dort eine wunderbare, interessante Führung. Für mich war besonders, dass trotz der Modernisierung und der neuen Technik die Abhängigkeit vom Wetter geblieben ist, und dass bei den beiden Physikern (Dr. Arno Riffeser und Dr. Ulrich Hopp, Anm. d. Red.), die uns geführt haben, die Begeisterung für ihre Arbeit zu spüren war. Das war auch für die Jüngsten der Familie zu spüren. Wir haben dann am Abend noch mit vielen alten Fotos Erinnerungen ausgetauscht und erzählt. Im Nachhinein war das schlechte Wetter eher gut, um einen richtigen Bergeindruck zu haben. Ich möchte mich auch noch herzlich bei allen, die sich so viel Zeit für uns genommen haben, um uns so ein eindrückliches Erlebnis zu bescheren, bedanken. Viele wollen einmal im Sommer wieder kommen, um die Kuppel auch geöffnet zu erleben.

Barbara und Rainer Kühn mit Familie bei ihrem Besuch auf dem Wendelstein.

© Arno Riffeser

Barbara und Rainer Kühn im Observatorium.

© Arno Riffeser

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